Ein Tag voller Organisation
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Ein Tag voller Organisation

Ein Tag voller Organisation

Dienstag, 7. Juni

Der Wecker geht um 05:15, damit ich rechtzeitig um 05:45 Ortszeit bereit bin für den noch offenen, jetzt anstehenden Englischtest meines Englischkurses – für diesen Morgen ist der Listening comprehension Teil angesetzt.  Ich bin aber zunächst hundemüde, nach einem frischgebrühten Kaffee wähle ich mich in die Konferenz. Der Test läuft super, wie ich schon beim letzten mal festgestellt habe gewöhnt sich das Gehört sehr schnell um, sodass selbst eine Flut an Wörtern jetzt schon kein Problem mehr darstellt.

 

Mit null Fehlerpunkten beende ich diesen Teil des Tests, nächste Woche folgt dann der Speaking Part, bestehend aus einer sich aus einem spontanen Gespräch entwickelnden Unternehmenspräsentation sowie einem von mir geführten Small Talk – yeah, da freu ich mich ja jetzt schon drauf …

 

Erleichtert flitze ich kurz zum Frühstücksbuffet und anschließend unter die Dusche, damit ich mich möglichst schnell auf den Weg machen kann. Tatsächlich bin ich auch früh genug unterwegs, sodass ich vor der Rush Hour unterwegs bin und es in nur 20min zum Büro schaffe!

Wieder komme ich gleichzeitig mit meinem nächsten Termin an, diesmal ist es Katelyn aus der Personalabteilung, die für das Thema Global Mobility verantwortlich ist und sich damit um mich, meine Angelegenheiten und sämtliche Vertragssachen kümmert.

 

Wir haben um 9 Uhr einen Termin, in der sie mir eine Einführung in Working at KOA (Kostal Of America) geben möchte. Wir begrüßen uns freundlich und auf dem Weg ins Gebäude, bzw. in der Empfangshalle möchte sich schon sämtliche News des Wochenendes wissen, ob ich gut angekommen bin, wie die ersten Tage und sowie der erste Arbeitstag verlaufen sind. Das ganze geschieht wieder auf eine so freundliche, harmonische und überschwängliche Art, wie es in Deutschland wohl niemals stattfinden würde … ganz getreu dem Motto „Und sonst so? Joa, muss, nech“.

 

Letztlich zieht sich der Plausch in der Eingangshalle so lange hin, dass ich nur noch meine Sachen zum Platz bringe und mich dann auch direkt die Etage hoch in die Personalabteilung begebe. Uns schließt sich noch Tamieka an, sie ist für das Accounting, also die Abrechnungen zuständig.

Die beiden erklären mir die Grundlagen, wie Zeiterfassung … höhö, es gibt keine … und Urlaubsplanungen … welcher amerikanische Arbeitnehmer nimmt denn bitte Urlaub?! … Den größten Teil der Zeit nimmt aber die organisatorische Verwaltung in Anspruch. Ich lerne, dass mich das Visum zwar ins Land bringt und ich mit diesem hier arbeiten darf, für den eigentlichen Aufenthalt und das Leben hier benötige ich noch ein gesondertes Formular, das I94. Dieses bekommt man mittlerweile nicht mehr zusätzlich ausgestellt, sondern kann es sich auf der entsprechenden Regierungswebseite nach Eingabe seiner Passnummer sowie des Geburtsdatums herunterladen. Funfact an dieser Stelle, es wird einem auch direkt das Foto angezeigt, welches bei der letzten Einreise am Flughafen von einem gemacht wurde … wahrlich ein Traum von Shooting!

Neben den eigentlichen Aufenthaltstiteln braucht es noch weitere Behördengänge um vollständig im US-Arbeitsleben anzukommen. Da ist zunächst die Sozialversicherungsnummer, bzw. Social Security Card. Diese Nummer ist, neben der eigentlich Sozialversicherung, auch für die Credit History wichtig. Die Credit History repräsentiert die eigene Kreditwürdigkeit und ist für Dinge wie die Beantragung einer Kreditkarte, eines Kredits aber auch Versicherungen oder Sicherheitsleistungen wie z.B. bei einer Mietwohnung oder -wagen von großer Bedeutung.

 

Selbstverständlich startet man als unbekannter Arbeitnehmer in den USA als absolut kreditunwürdiges Wesen, da kann man außerhalb der USA auch noch so reich oder kreditwürdig sein … Damit steht der erste weitere Schritt des Tages fest: zur Social Security Administration fahren und dort mit Hilfe der vorausgefüllten Formulare eine Social Security Card beantragen.

 

Das Ausfüllen der Formulare nimmt einiges an Zeit in Anspruch, da unterscheiden sich amerikanische nicht von deutschen Behörden. Wo sich sich hingegen doch unterscheiden, mit der Einreise bzw. Ausstellung des I94 wandert die eigene Ankunft im Land durch sämtliche digitale Registrierungssysteme, sodass ich dort bereits bekannt sein sollte und meine textuellen Unterlagen lediglich zum Abgleich dienen werden.

 

Es gibt relativ viele Social Security Administrations in der Umgebung, das nächste ist in Clawson, welches gerade einmal fünf Minuten vom Büro entfernt liegt. Ich mache mich unverzüglich auf dem Weg, da ein Aufenthalt dort, nach den Aussagen der Kollegen, durchaus einige Stunden in Anspruch nehmen kann. Doch mit ausreichend Wasser und Obst bewaffnet sollte ich dies wohl ohne Probleme überstehen.

Vor dem Gebäude stehen schon etwa acht Leute in einer Schlange, mit einigem Abstand zur Schiebetür. Katelyn hatte mir noch den Tipp gegeben, dass ich mich nicht an den vielen Leuten im Wartebereich stören lassen soll, diese haben meist aufwändige Fälle, und meine Beantragung ist ein einfacher Fall, der schnell abgehandelt werden sollte.

 

Mit dem Satz im Hinterkopf steige ich etwas rätselratend aus dem Auto und versuche rauszufinden, wie das System funktioniert. Da sich aber nicht auf den ersten Anblick nicht herausfinden lässt, ob es eine Wartenummersystem oder ähnliches gibt, frage ich einfach die letzte Person in der Schlange. Doch … die weiß es auch nicht … und auf diese Aussage schalten sich weitere Leute in der Warteschlange ein, so genau scheint es tatsächlich keiner zu wissen. Was ich jetzt erst feststelle, ist, dass die Warteschlange tatsächlich noch länger ist, da in einigen Autos noch Leute sitzen und warten – sie gehören irgendwo in die Schlange, haben sich dann aber wieder in das geliebte Auto bequemt …

 

Mittlerweile hat sich auch die Frage mit der Wartenummer aufgeklärt – die Schlange vor dem Gebäude ist lediglich der Covid-Maßnahmen im Gebäude geschuldet, es dürfen sich maximal 8 Leute dort aufhalten – was wieder einmal sehr widersprüchlich zu den sonst nicht mehr existenten Beschränkungen ist. Da es sich aber um ein Federal Office handelt, hat die US-Regierung hier direkt Einfluss drauf – und somit gelten hier eben auch die sonst nur empfohlenen Beschränkungen.

 

Immer wenn jemand das Gebäude verlässt, kommt der äußerst sportliche und sehr kräftige Officer aus dem Gebäude und bittet den nächsten rein. Der Officer trägt nicht nur eine Uniform und ist optisch eigentlich nicht von einem Polizisten zu unterscheiden, sondern ist darüber hinaus auch mit einer Schusswaffe ausgestattet – anscheinend besteht eine reelle Gefahr, dass sich jemand gewaltsam seine Sozialleistungen zu erstreiten droht. Zur Sicherheit ist an der Eingangstür noch einmal eindeutig vermerkt firearms prohibited – was ein Glück!

 

Der Ablauf im Gebäude ist relativ simpel, man bekommt es aber auch vom Officer direkt noch einmal erläutert. In der Ecke, am Automaten, eine Nummer ziehen, aber bitte nur eine pro Person, und danach im Wartebereich Platz nehmen. Während des Durchwarten des Wartebereichs stelle ich fest, dass es vielleicht doch nicht ganz unangebracht ist, dass der Officer sehr sportlich, kräftig und zudem noch bewaffnet ist … teilweise werden die Personen extrem ausfällig, wenn der Beamte, der gerade das Anliegen bearbeitet, ganz freundlich daraufhin weißt, dass noch Formular XY fehlt. Heftigste verbale Attacken scheinen wohl auf der Tagungsordnung zu stehen. Und dann gibt es wieder das krasse Gegenteil. Ein Pärchen hat die Maskenpflicht im Gebäude missachtet. Nachdem diese im Wartebereich Platz genommen haben kommt der Office mit einer Packung OP-Masken auf die beiden zu und bittet sie höflichst, eingeleitet von einem Excuse me for interruption, um das Tragen einer Maske. Ich bin innerlich mehr als verwirrt von all den Gegensätzen.

 

Nach etwa einer halben Stunde wird meine Nummer aufgerufen und ich begebe mich zum einzig geöffneten Schalter. Mit einem freundlich How are you doing begrüße ich den Beamten. Ich erkläre mein Vorhaben und schwupps – darf wieder im Wartebereich Platz nehmen. Um dieses Vorhaben kümmert sich ein spezialisierter Kollege – aaahja … mit dem freundlichen Hinweis, dass ab jetzt mit Namen und nicht mehr mit der Wartenummer aufgerufen wird, sitze ich angestrengt auf dem Stuhl und versuche, meinen Namen möglichst nicht zu verpassen.

Letztlich überhöre ich meinen Namen nicht und die eigentliche Beantragung läuft sehr einfach ab, ich gebe meine Formular ab, bekomm es eine Minute später wieder und soll meine Social Security Card in etwa einer Woche, spätestens aber in zwei Wochen erhalten. Damit diese im Hotel nicht untergeht, hab ich mir sie extra an die Firmenadresse schicken lassen und Joe darauf hingewiesen.

Als zweiter Tageordnungspunkt steht für mich die Eröffnung eines Bankkontos auf dem Programm. Hierzu hat mir Katelyn einen Termin bei Chase, die Privatkundensparte von J.P. Morgan, gemacht und mir, damit ich überhaupt ein Konto eröffnen kann, Empfehlungsschreiben und Beschäftigungbelege ausgestellt und mitgegeben. Zudem habe ich die Bestätigung der Vermietergesellschaft mit, dass ich demnächst einen festen Wohnsitz in den USA habe.

 

Wie sich im Termin rausstellt, reicht diese Bestätigung leider doch nicht aus – der Arbeitgeber muss der Bank auch noch einmal bestätigen, dass ich an einer Adresse wohnhaft bin. Da ich das ja noch nicht wirklich tue, muss der Arbeitgeber für den Moment mehr oder weniger lügen, aber das scheint wohl Teil des Systems zu sein. Ich telefoniere noch einmal kurz mit Katelyn und schicke ihr meine zukünftige Adresse, woraufhin sie die Bescheinigung anpasst und der Bankberaterin per Mail zuschickt – jetzt ist alles in Ordnung und wir können das Bankkonto erfolgreich anlegen.

 

Hierbei kann ich zunächst nur erst eine Debit-Card, vergleichbar mit der deutschen Girocard, nutzen, eine Kreditkarte kann ich erst mit Erhalt der Social Security Card beantragen. Dafür kann ich mir jedoch das Motiv der Karte aussuchen – und so entscheide ich mich für die Star-Wars Ausführung mit BB-8 als Motiv, mit dem Plan, die Kreditkarte dann mit dem Darth-Vader Konterfrei versehen zu lassen!

 

Zum Abschluss bekomme ich noch einen Zettel mit weiteren Informationen, wie ich Geld im internationalen Geldverkehr transferieren kann, mit und schicke diesen direkt im Anschluss an die heimische Bank. Man weiß ja nie, ob man sich für den Start nochmal Geld überweisen lassen möchte.

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