Furnite Stores, Hair Cut und der Stony Creek Metropark
Samstag, 25. Juni
Da der Einzug ins eigene Apartment immer näher rückt und sich die aktuelle Verfügbarkeit meiner favorisierten IKEA Möbel noch nicht zum besseren gewendet hat (das Bett ist weder auf Lager noch lieferbar), beschließe ich, den amerikanischen Möbelläden noch eine zweite Chance zu geben. Und so steuere ich die bereits bekannten Möbelläden Value City als auch Gardner and White noch einmal an. Zudem habe ich mir noch einige weitere Möbelläden rausgesucht, sodass ich schlussendliche eine schöne Rundtour geplant habe.

Mit ein bisschen Abstand zum ersten Möbelkulturschock verspreche ich mir, die ein andere brauchbare Alternative als Plan B zu finden. War ich beim ersten mal noch in der Akklimatisierungsphase, so habe ich mich mittlerweile an das US-Amerikanische Verständnis von Möbeltrends und -farben gewöhnt (aber auf keinen Fall akzeptiert).
Tatsächlich finde ich in sowohl bei Value City als auch bei Gardner and White Betten, die mir einigermaßen zusagen (teilweise, ganz erschreckend, sogar gefallen) aber um Längen teuer sind, als das passende Pendant von IKEA. Qualitätsmäßig sind die Möbel trotzdem ganz unten angesiedelt, sobald man hinter diese Betten schaut, erblickt man blanken Pressspan – es gibt nicht mal den Versuch, dass irgendwie zu verdecken. Die Antwort auf diese konfrontative Frage, stelle ich mir in etwa so vor: „Ja und? Es schaut ja auch keiner hinters Bett!“ – immer und immer wieder habe ich den ersten Wochen genau diesen Eindruck gewonnen, Hauptsache nach außen top glänzend – der Rest ist egal. Ein IKEA Bett verwendet natürlich die gleichen Materialien, jedoch ist dort die Rückseite des Betts auch noch optisch ansprechend – und das ist für mich doch irgendwie der bessere Ansatz.
Einen weiteren Ansatz, den ich beim besten Willen nicht verinnerlichen will, der aber einfach so grundsätzlich verankert ist, ist die kurze Entschlossenheit und der schnelle Deal. Habe ich das beim ersten Besuch des Ladens noch eiskalt ignoriert, komme ich diesmal nicht drumherum. Man kann sich eigentlich kaum dagegen wehren, dass einem der Verkäufer der entsprechenden Abteilung die ganze Zeit folgt – zwar mit einem entsprechenden Höflichkeitsabstand – aber wirklich frei erkunden geht eher nicht. Kaum bleibt man stehen und schaut sich ein Möbelstück genauer an, schon gibt es die passenden Infos sowie einen tollen Deal angeboten. Da der US-Amerikaner generell entschlussfreudiger ist, führt dieses Deal-Making vermutlich hier sehr häufig zum Erfolg.
Bei mir hingegen führt es zur Zermürbung, weil ich mich jedes mal höflich aus dem Gespräch herauswinden muss, damit der Verkäufer nicht sofort beleidigt ist. Besonders hartnäckig ist der Verkäufer bei Gardner and White, als ich mich schon aus dem Gespräch herausgewunden wähne, kontert er mit einem nächsten Deal. Ich könne mir heute mit einer Anzahlung von nur $50 den heutigen Rabattpreis sichern und hätte damit noch genügend Zeit mir alles zu überlegen. Dem Verkäufer ist die schlechte Laune anzumerken, als ich auch diesen Deal ausschlage …
Der nächste Halt meiner Rundtour ist ein sehr kleines, modernes Möbelhaus am Rande der Downtown von Royal Oak, hier hatte ich eigentlich kein solchen Laden erwartet, aber ich lasse mich ja gerne überraschen. Und überrascht werde ich definitiv – in dem Moment, in dem ich das erste Preisschild erblicke … angesichts meines Ouftits (Sneakers und sehr lässige Shorts) frage ich mich, warum der Verkäufer überhaupt so freundlich ist und sich so viel Mühe gibt mir alles zu zeigen und zu erklären. Mir ist es etwas sehr unangenehm, seine Zeit zu verbrauchen, da ich mir hier definitiv keine Möbel leisten kann … wer bitte kauft sich ein, zugegeben schickes, Bett – nur das Bett – für knapp $20.000? Ich schaffe es, mich irgendwann aus dem Fängen des Verkäufers zu befreien und navigiere von den Betten zu den Schreibtischen (näher beim Ausgang) und hangle mich hier von Model zu Modell … und schwupps, draußen!
Da das nächste Ziel auf meiner Route in Birmingham liegt, welches als der noble Ort hier gilt, beschließe ich, den Halt direkt auszulassen. Stattdessen widme ich mich lieber direkt dem nächsten Punkt auf meinem Plan, dem ersten Haarschnitt auf US-Boden.
Da ich so gar keine Referenzen habe und mir diesbezüglich von den Arbeitskollegen auch irgendwie keine Hilfe holen konnte bzw. wollte (teilweise haben sie sehr interessante Frisuren …) wälze ich mich einfach durch die Unmengen an Salons auf Google Maps. Da ich möglichst einen Friseur in der Nähe meines zukünftigen Wohnorts ausprobieren möchte, fällt die Wahl auf eine Kette, Supercuts. Hier kann ich einen Termin ganz einfach online reservieren und ich kündige mich für die nächsten 30min an.
Ich schaffe es relativ einfach, meine Wünsche zu vermitteln (ein, bitte einfach minus 5 Wochen schneiden hilft quasi immer) und im groben und ganzen bin ich mit dem Haarschnitt zufrieden … immerhin hätte es auch in einer mittelgroßen Katastrophe enden können. Was mich allerdings etwas irritiert ist der fehlende Service. So werden die Haare weder trocken geföhnt zum Schluss, was bei meiner Haarlänge noch wenig stört, allerdings ist die Kundin vor mir aber auch mit nassen Haaren gegangen, noch werden die Haare aus dem Gesicht weggewischt oder ähnliches. Dies scheint wohl Aufgabe des Kunden zu sein … Da mir aber der Vergleich fehlt, lasse ich das für mich einfach neutral stehen und freue mich, dass der Haarschnitt selbst ganz gut gelungen ist. Beim nächsten mal werde ich einfach einen anderen Friseur zum Vergleich ausprobieren.

Da ein Friseurbesuch auch durchaus anstrengend sein kann, beschließe ich, mich danach bei Starbucks zu stärken und gönne mir einen unfassbar leckeren Mokka-Schoko-Frappuccino mit unzählbar vielen Kalorien und, weil es jetzt eh nicht mehr auffällt, einen himmlischen Schokomuffin als Ergänzung.
Mit mehr als ausgeglichenem Kalorienhaushalt nehme ich schließlich den letzten Tagesordnungspunkt in Angriff, den Stony Creek Metropark. Dieser liegt nordöstlich Rochester und ist der größte der Metroparks in der näheren Umgebung. Am Wochenende zieht es die Leute quasi in Strömen dorthin, was auch an der vierspurigen Einfahrt zum Park erkennbar ist. Und selbst gegen Abend ist noch einiges los auf den Zuwegen.
Vereinfacht gesagt handelt es sich bei dem Metropark um einen großen See, Größenordnung Versetalsperre, um den herum unzählige Outdooraktivitäten angelegt worden sind. Von Bootsrampen, Jachthafen, Jetskihafen, Kanuverleih über Badestrand hin zu Golfplatz ist alles vertreten. Auch einen eigenen Campingplatz gibt es, genauso wie jede Menge Wiesen mit BBQ-Möglichkeiten und den üblichen Picknickplätzen.
Mich zieht es aber eher wegen den unzähligen Mountainbike- und Hikingtrails in den Park, quasi überall startet ein Weg, gerade im Nordosten und Südwesten gibt es jedoch jede Menge kombinierte Wegenetze und unzählige Meilen an Strecke. Da der Tageseinritt in den Metropark mit Auto relativ teuer im Vergleich zum Jahrespass ist (10 ihm Verhältnis zu 40), entscheide ich mich direkt für den Jahespass … ich werde bestimmt öfters herkommen.
Nachdem ich eine sehr entspannte Runde absolviert habe, erkunde ich noch ein wenig die verschiedenen Bereich der Parks und komme dabei in den Genuss eines wunderbaren Sonnenuntergangs über dem See! Wer hätte gedacht, dass es in einer Metro Area so schön sein kann …