Umzug ins eigene Apartment
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Umzug ins eigene Apartment

Umzug ins eigene Apartment

Donnerstag, 30. Juni

Heute ist es soweit – ich ziehe in mein eigenes Apartment ein! Endlich! Naja, fast … ich bekomme zumindest die Schlüssel zu meinem neuen Apartment – wirklich einziehen werde ich erst zwei Wochen später.

Der Termin für die Schlüsselübergabe ist gegen fünf, sodass ich nach der Arbeit ganz entspannt erst zur Bank fahren kann um mir dort den entsprechenden Check für die erste Miete sowie die Kaution ausstellen zu lassen. Durch meinen nicht vorhandenen Credit Score (Kreditwürdigkeit) fällt die Kaution entsprechend hoch aus, sodass ich schlussendlich einen kleinen Papierscheck über knapp $4000 in der Hand halte – irgendwie gruselig. Zusammen mit allen anderen Unterlagen, wie Bestätigung der Versicherung, Vertragsnummern für Gas- und Stromanschluss mache ich mich auf den Weg von Troy nach Rochester.

Rochester ist eine sehr wohlhabende, am nördlichen Rand der Metro Area gelegene Stadt, die sich durch direkten Anschluss an mehrere Parks, Fahrradwege und eine gepflegte Downtown auszeichnet. Rochester ist rundherum von Rochester Hills umgeben, weshalb es eigentlich immer als eine Stadt gesehen wird auch wenn es sich eigentlich um verschiedene Städte (die in der Vergangenheit auch mal eine Stadt waren … es ist irgendwie etwas wild) handelt. Die Aufteilung ist hierbei relativ simpel, die Downtown und einige Wohngegenden liegen in Rochester, in Rochester Hills liegen Industrie, Gewerbe, große Grocery Stores und alle weiteren Läden des täglichen Bedarfs. So gesehen ist Rochester eben einfach der Stadtkern und Rochster Hills alles andere.

 

Pünktlich gegen fünf treffe ich am Leasing Office ein. Mein Apartment liegt, wie das hier relativ üblich ist, in einer Community, also einer komplett vermieteten Nachbarschaft, zu der dann Gemeinschaftsgebäude gehören. „Meine Community“, das Village Green of Rochester, verfügt neben dem Gemeinschaftshaus mit Bar, Squashhalle & Fitnesdstudio auch über einen Pool, Whirpool, Sauna sowie BBQ- und Tennisplatz.

 

Katie empfängt mich bereits herzlich und wirklich viel gibt es gar nicht zu regeln, ich händige Check und Vertragsnummern aus und sie überreicht mir dafür die Schlüssel zum Apartment. Die Schlüssel für den Briefkasten bekomme ich jedoch erst, wenn ich die Einzugscheckliste abgearbeitet habe – quasi vergleichbar mit dem Einzugsprotokoll. Anhand einer riesigen Checkliste muss ich dort alle Schäden festhalten, welches mir in den kommenden Tagen einiges an Vokabelarbeit einbringen wird, so viele unbekannte Begriffe wie auf den Zetteln vorzufinden sind.

Und dann mache ich mich auf den Weg zum Apartment, das Gebäude liegt ruhig gelegen in der Mitte der Community, so viel weiß ich von den Lageplänen. In welche Richtung aber mein Apartment zeigt und wie es ganz genau im Inneren ausschaut, weiß ich nicht. Ich hatte mir lediglich das Beispielapartment anschauen können und zum Apartment gab es Apartmentbeispielvideos, also wie der entsprechende Schnitt ausschaut. aufgeregt drehe ich eine Runde durch die ganze Community und suche mir einen Parkplatz. Da das so zentral liegt, ist es eigentlich egal, wo ich parke.

 

Ich finde das Gebäude und beginne mich auf die Suche nach dem Eingang zum Apartment – und bin glücklich, es liegt auf der Rückseite des Gebäudes, also noch eine Spur ruhiger als es hier eh schon ist. Unmittelbar angrenzend befindet sich ein kleiner See mit Springbrunnen, umrahmt von großen Weiden – wirklich sehr idyllisch. Nach einigen vergeblichen Aufschließversuchen schaffe ich es endlich die Haustür zu öffnen und stehe im Eingangsbereich des Apartments. Rechts geht es die Treppe hoch, links ein kleiner Gaderobenbereich. Auf anraten aller Kollegen habe ich mir ein Apartment im 2nd floor (1. Etage) ausgesucht – so habe ich von oben meine Ruhe und höre den Nachbarn definitiv nicht.

 

Ich husche nach oben und erkunde die gesamte Wohnung – sie ist tatsächlich wie im Beispielvideo, sehr schön hell, freundlich und einfach einladend. Hier und da riecht man noch, dass nachgestrichen oder einige Dinge ausgebessert wurden. Da ich mich gegen die „Premium-Oberflächen“ entschieden habe, handelt es sich eben um eine ältere Küche sowie Badmöbel. Ein Upgrade war mir aber der monatliche Aufpreis nicht wert.

Den Rest des Abends plane ich schon die Einteilung der Räume und überlege mir, welche Möbel sich wie und wo gut machen würden – damit ich auch deshalb ein wenig Ruhe habe läuft mein Hotelzimmer noch bis zum 11. Juli, eine perfekte Übergangszeit also.

 

Ummelden oder sich irgendwie registrieren braucht man übrigens nicht, geht auch gar nicht. Meldeämter und Meldepflicht existieren hier schlichtweg nicht. Letztlich gibt es auch keinen Personalausweis, den man haben muss, lediglich auf dem US Führerschein wird die Adresse angegeben. Den muss man dann aktuell halten. Aber auch das ist relativ einfach, an eine Wohnungsgeberbescheinigung ist gar nicht zu denken, es reichen auch einfach zwei Rechnungen oder ein Mietvertrag plus eine Rechnung auf den Namen und die neue Adresse und man ist good to go. Da man als Deutscher mit seinem Führerschein (+internationaler Führerschein) unbegrenzt in Michigan fahren darf, brauch ich auch keinen US Führerschein machen – überlege ihn aber trotzdem zu erwerben, um einfach eine zusätzliche Möglichkeit der Identifikation zu haben.

Einige male besuche ich in den kommenden zwei Wochen IKEA. Dabei gehe ich ganz klar priorisiert vor, als allererstes gilt es Matratze, Bett und Bettwäsche, dann alles für die Küche und Bad und schlussendlich das Wohnzimmer zu organisieren.

 

Gedanken, alles auf einmal zu organisieren, sind sehr schnell verworfen, denn allein um die passende Matratze auszusuchen verbringe ich locker zwei Stunden in der Bettenabteilung, Scherze von den anwesenden IKEA-Mitarbeitern, ob ich wohl nur zum Schlafen hergekommen bin, inklusive. Es hat eben auch alles andere Größen, Bezeichnungen und Härtegrade und man kann eben nicht sein gewohntes Umfeld aus Deutschland mal eben hier anwenden.

Das beste Beispiel ist hier die Matratze. Nicht nur, dass sie einfach völlig anders aufgebaut sind, auch die Härtegrade sind nicht vergleichbar. Habe ich ihn Deutschland eine „normale“, mittelharte Matratze, habe ich hier zu härtesten Matratze gegriffen, die es gab. Denn, der Amerikaner liebt es weich! Schön fluffig in eine vierzig Zentimeter  (oder 15 inch) dicke Matratze zu fallen, gehört da eben dazu. Wem hier Parallelen zum viel zu weichen „Brot“ auffallen … ja, ich denke auch, dass es sich hier um eine doch irgendwie verweichlichte Spezies handelt …

Was ich beim besten Willen nicht verstanden habe sind Topper – noch einmal etwa fünf Zentimeter dicke On-Top Matratzen, die auf die Matratze oben draufgelegt werden um – ja, um was auch immer zu bewirken. Meine IKEA Matratze braucht dies auf jeden Fall nicht, beschließe ich.

 

Bei sämtlichen Anschaffungen in den kommenden zwei Wochen bin ich immer zwischen den Merkmalen „möglichst günstig“, und doch noch „irgendwie hübsch“ unterwegs. Gerade bei den Küchenutensilien gibt es enorme Preisunterschiede, bei den aller günstigsten bezweifle ich jedoch, dass diese drei Jahre durchhalten. Als guten Kompromiss empfinde ich letztlich das IKEA 365 Programm, welches sich im Nachhinein auch als gute Wahl herausstellt.

 

Eine wirkliche Herausforderung ist es, an sämtlich notwendigen Dinge zu denken. Ich mein, wann stattet man sich schon einmal von 0 auf 100 (des Notwendigsten) aus? Selbst mit sorgfältiger, vorheriger Überlegung, und mit Stift und Zettel bewaffnet vergesse ich jedes mal irgendetwas, was aber eigentlich auch kein Problem ist, so wird es einfach beim nächsten mal mitgenommen.

Montag, 11. Juli

Nun ist der Tag gekommen, der Umzug steht an. Ich hab bereits am Wochenende sämtliche Kleidung und Co. aus dem Hotelzimmer ins Apartment transportiert, sodass mir am heutigen Morgen nur noch bleibt, die Sachen im Bad in den Wäschekorb zu packen und meine separat rausgelegten Klamotten anzuziehen.

Noch einmal frühstücke ich mich durch das ganze Frühstücksbuffet, also leckere Waffeln, Obstsalat, Rührei und Würstchen – eine grandiose und gesunde Kombination!

Vor dem Auschecken überprüfe ich noch unzählige male das Hotelzimmer, schaue wie üblich unter jedes Sofateil, in jeder Schublade nach und vergesse somit quasi nie etwas! Doch hier, oder in diesem Hotel verliere ich besser gesagt ein T-Shirt und ein Zubehörteil der Kamera, wie ich später feststellen werde. Während ich das T-Shirt vermutlich in der Waschmaschine vergessen habe, bleibt der Aufenthaltsort des Kamerateils ein Mysterium.

Mit einem komischen Gefühl checke ich aus – für die letzten sechs Wochen war das mein „neues“ zu Hause und, obwohl es nur ein Hotel ist, habe ich es irgendwie liebgewonnen. Das schöne am Hotel ist, man kommt an und hat immer irgendwie Leute um sich, man ist quasi nicht alleine. Auch wenn das gerade in den letzten Wochen meine größte Freude auf das Apartment ist, endlich was eigenes zu haben, alleine zu sein und seine Ruhe zu habe – so fühlt es sich gerade komisch an, den nächsten Schritt zu gehen. Viele, wirkliche viele Fragen wirren mir gerade durch den Kopf. Doch sie verschwinden allmählich, als ich mich auf den Weg ins Büro machen.

 

Und sie kommen auch nicht wieder, auch nicht, als ich nach dem Feierabend nun nicht nach Utica, zum Hotel, sondern nach Rochester, ins eigene Heim, fahre. Stattdessen kommen jetzt wieder Glücksgefühle auf und ich fühle mich innerlich einfach nur zufrieden, so langsam „richtig“ angekommen zu sein. Und das zeigt mir auch die folgende Nacht, ich schlafe so tief und fest wie selten in den letzten Wochen! Ich freue mich innerlich einfach nur 🙂

Schlussendlich braucht es bis Ende Juli, bis ich alles zusammen habe, doch nach einigen Deko-Updates schaut das ganze doch auch schon wieder sehr wohnlich aus – ich bin aufjedenfall sehr zufrieden und glücklich im neuen zu Hause!

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