Emagine – ein US Kinoerlebnis
Samstag, 9. Juli
Im Kino läuft aktuell TopGun – Maverick und da der originale Top Gun in den Achtzigern wohl das US-Selbstverständnis war, ist es quasi Pflicht sich die Neuauflage im US-Kino anzuschauen. Kinos, oder hier fast immer Movie Theatres (also Cinemas + klassische Show- oder Theatereinlagen) gibt es hier reichlich, in Rochester Hills gibt es das Emagine, welches einfach zu erreichen ist und darüber hinaus recht erschwingliche Ticketpreise aufruft und mit 10 Kinosälen auch nicht zu riesig ist.

In der Eingangshalle erwartet einen gleich eine imposante Darstellung, alles ist sehr in die Höhe des Raums gezogen und wirkt überwältigend zu groß. Den Blick durch die Halle schweifend suche ich etwas verloren nach einem Ticketschalter, finde auch einen auf der rechten Seite, was jedoch laut Beschilderung lediglich die Fast Lane für die Emagine Members sein soll. Daraufhin entdecke ich auf der linken Seite Ticketautomaten, vor denen, im Gegensatz zur Fast Lane, keine Menschen anstehen. Also dann mal zur wahren Fast Lane. Bevor ich auf den Bildschirm touchen kann, springt dieser von der Standardwerbung auf die Emagine Members Werbung um und ich werde gefragt, warum ich denn noch kein Member bin – alles ist einfacher mit der Membership und es gibt so tolle Rabatte!
Langsam bekomm ich von den ganzen Memberships hier zu viel, wirklich alles und jeder will, dass man Member wird und gegen eine jährliche Gebühr Geld spart … nein! Ich möchte doch einfach bitte nur ein Ticket kaufen, hier und jetzt! Dankenswerterweise lässt sich die Werbung durch meinen Finger auch sofort beenden und ich darf ganz einfach Film, Vorstellung und Sitzkategorie auswählen. Ich entscheide mich für den Standardsitz, dieser wird wohl ausreichend bequem sein, denke ich mir. Nachdem der Automat meine Karte mit einem dieser grässlichen Töne wieder ausspuckt überlege ich mir, was ich mir als Zugabe gönne. Da vermutlich alles um einige Stufen ungesünder ist, entschließe ich mich für das kleinste Popcorn und ein Wasser – fürs Gewissen.
Alleine die Auswahl an Popcornsorten überfordert mich massiv, Popcorn mit Caramel, salzig, süß, mit Käse (?) und noch weitere Spezialsorten, bei denen ich aber nicht im Ansatz erahnen kann, was sich dahinter versteckt. Das die kleinste Popcornportion bereits einem großen Eimer entspricht vermag an der Stelle natürlich nicht unerwähnt bleiben, sollte aber den geneigten Leser auch nicht weiter verwundern 😉
Nach dem ich meine Überforderung aufgelöst habe und mich für das Classic Popcorn (salz und süßig) entschieden habe, werde ich nach dessen Bestellung jedoch mit einer Frage konfrontiert, die zu meinerseits zu einer inneren Irritation führt, With butter? Ja wie, mit Butter?
Und dann sehe ich ihn, den Butterspender, aus dem flüssige, warme Butter fließt und fröhlich über das Popcorn verteilt wird, als wäre es der Ketchupspender an der Imbissbude. Die Frage beantworte ich umgehend mit einem irritierten, aber bestimmten No, thanks! Aus sicherer Entfernung beobachte ich das Spektakel noch ein wenig – und tatsächlich, quasi die Hälfte der Popcorneimer werden noch einmal mit Butter veredelt … mir schaudert es ein wenig, gefolgt von einem unguten Gefühl im Magen, denn auf einmal liegt dieser warm-buttrige Geruch in der Luft. Ratlos dieser unvernünftigen und völlig überflüssigen Kalorienexplosion mache ich mich auf den Weg zum Kinosaal.
Dieser ist letztlich viel kleiner als gedacht, es gibt gerade einmal fünfzig Sitze. Dafür sind die Abstände zwischen den Reihen und die Sitze selbst so voluminös, dass ein vergleichbarer Kinosaal in Europa vermutlich weit über hundert Sitze hätte. Doch so kommt tatsächlich eine Wohnzimmeratmosphäre auf – herausragend! Und gerade das passiert einem bei der Reihenanordnung tatsächlich nicht – hier den Kopf des Vordermanns im Bild zu haben ist schlicht weg nicht möglich, selbst wenn es sich um einen US-Basketballspieler handeln sollte.
Der Platz ist schnell gefunden, und ich freue mich riesig über das Platzangebot. Viel mehr freue ich mich aber über die technischen Spielereien meines halben, kleinen Sofas. Der Sitz lässt sich auf Knopfdruck elektrisch in eine Liegeposition verfahren (was der Lederbezug übrigens mit einer wunderbaren, Flatulenz imitierenden Geräuschkulisse untermahlt), was zu einer wirklich entspannten Atmosphäre führt. Die Sinnhaftigkeit der zweiten Zusatzfunktion des Sitzes darf im Gesamtkonzept der Raumklimatisierung angezweifelt werden – der Sitz hat eine Sitzheizung … ich verstehe zwar seine Existenz: die Klimaanlage steht, wie üblich, auf Gefrierstufe und so richtig angenehm ist es eigentlich nicht. Und somit ist es doch logisch, da eine Erhöhung der Stufe, von Arktis auf vielleicht Winter, nicht im Ermessen des Kinogastes liegt, bleibt also ganz klar – mit der Sitzheizung gegen die Klimaanlage anheizen …
In dieser wohltemperierten Umgebung lässt sich das Butterpopcorn doch gleich doppelt genießen.
Die bekommen wir übrigens gleich zweimal vor Filmstart gewünscht. Zunächst betritt der Emagine Manager den Kinosaal und bedankt sich wortfüllend für unseren Besuch und führt aus, was für eine Ehre es ist, dass wir heute zu Gast sind. Womit wir schon beim zweiten Part wären. Die US-Fassung (ich bin mir ziemlich sicher, dass andere Fassungen diesen Teil nicht enthalten) des Films enthält vorab einige Grußworte der Schauspieler. Und so bekommen wir auch noch einmal von Tom Cruise und Co. zu Ohren, welche Ehre es doch für alle war, diesen Film für uns Gäste drehen zu dürfen, welche Motivationsquelle wir doch sind und achja, was sonst nicht alles – was eine appreciation meines Besuchs – ich muss mich wohl schon schlecht fühlen, dass ich nicht täglich hier vorbeischaue!
Mit so viel warmen Worten kann einem als absoluter Ehrengast an gar nichts mehr fehlen – auf beste Unterhaltung! 😉
Klaus
Sehr spannend!
…., und super lebhaft geschrieben 😃👍
Ich hatte direkt den Buttergeruch in der Nase.
Weiterhin alles Gute und viel Spaß bei der Schilderung Deiner Abenteuer ……..
😀🤣😃