Port Huron
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Port Huron

Port Huron

Samstag, 23. Juli

Auf der Suche nach neuen Unternehmungszielen in der näheren und weiteren Umgebung, fällt mein Augenmerk auf das kleine Hafenstädchen Port Huron.

Port Huron liegt nördlich von Detroit und bildet das Tor vom Lake Huron über den St. Clair River zum Lake St. Clair, den kleinsten der großen Seen. Darüber hinaus ist es nach Detroit mit seiner Ambassador Bridge und dem Windsor Tunnel die einzige weitere Möglichkeit auf der Lower Peninsula von den Vereinigten Staaten nach Kanada überzusetzen.

In Port Huron angekommen, fühle ich mich sofort an ein kleines Nordseestädtchen versetzt. Von überall hört man Möven schreien und es liegt der Geruch von „Meer“ in der Luft. Richtige Meerluft ist aber nicht, denn es fehlt die entscheide salzige Note. Auch wenn man es bei dir unglaublichen Größe der Seen immer wieder vergisst … es handelt sich nunmal um Süßwasser!

Mein erstes Ziel ist die Bluewater-Bridge, jener erwähnter Grenzübergang nach Kanada. Die Brücke liegt ganz nah am Lake Huron und den dortigen Stränden. DA es ein heißer Sommertag ist und vermutlich jede Menge los Zusein scheint, parke ich mein mein Auto ein kleines Stück Fluss abwärts. Mit kleinem Rucksack bepackt mach ich mich auf den Weg in Richtung Strand. Der Weg ähnelt einer großen Flußpromenande, wirklich viele Menschen sind aber nicht unterwegs, sodass ich meine Ruhe habe.

Auf halbem Weg zum Strand gerate ich eine Art Versammlung, vielleicht kann man es auch als Demonstration bezeichnen. Auf jeden Fall stehe auf einem der Promenadenparkplätze eine Unzahl von Pickups und großen RVs, alle samt mit laufendem Motor. Vor den Fahrzeugen sind große Lautsprecher aufgebaut, welche von einer Vielzahl an Leuten mit Campingstühlen umringt sind. Zur allgemeinen Identifikation wurden netterweise noch große Plakate aufgestellt und so erfährt der zufällig vorbei-eilende Spaziergänger, dass es sich um die geeinte Bruderschaft aus Amerikanern und Kanadiern handelt. Der Zusatz „Ready to fight“ bereitet mir ein bisschen Stirnrunzeln und ich beschließe die Brüder lieber schneller als langsam hinter mir zu lassen …

Ich unterquere die Bluewater-Bridge und … ja, die Brücke hat ihren Namen verdient. Der St. Clair River schimmert in einem unwirklichen blau.

Vom Anblick des blauen Wassers hin zur amerikanischen Normalität. Unmittelbar hinter der Brücke endet die Promenade äußerst abrupt, obwohl es von hier aus nur etwa 500m zum Strand sind. Was wäre das für eine schöne Verbindung gewesen … so aber gibt es nicht mal einen richtigen Fußgängerüberweg, geschweige denn einen Bürgersteig. Es scheint wohl nicht angedacht zu sein, dieses Stück per Fuß hinter sich zu bringen. Dafür dürfte es dann aber wieder eine Unmenge an Parkplätzen am Strand geben.

Da ich mich natürlich von fehlenden Bürgersteigen nicht aufhalten lassen, bahne ich mir den Weg durch einer dieser typischen, bürgerlichen Siedlungen. Einstöckige, ebenerdige Häuser, die an Bungalows erinnern, mit einer Garage, die halb so groß ist, wie das Wohnhaus. Dazu eine viel zu lange Auffahrt, damit ausreichend Platz zur Präsentation des eigenen Autos ist.

 

Nach unzähligen Auffahrten erreiche ich den Leuchtturm von Port Huron. Diesem anschließend befindet sich die offensichtlich historischen Seerettung, bei der an diesem Tag eine Art Tag der offenen Tür stattfindet. Den Leuchtturm kann man zwar besichtigen, leider jedoch nur mit kostenpflichtiger Führung. Ich beschränke mich auf die Außenansicht und stapfe weiter zum Strand, was angesichts des immer tiefer werdenden Sands zunehmest anstrengender wird.

Der Strand ist ein netter Mix aus offenem Sand, Bäumen mit Tischen und Bänken, Grillplätzen und Dühnen. Eine strenge Abgrenzung der Dühnen, so wie es an jeder guten, deutschen Küste Pflicht ist, gibt es hier nicht. Einige haben ihre Strandmuschel direkt in den Gräsern aufgebaut.

Aus dem Schatten heraus lasse ich meine Blicke ausführlich schweifen … irgendwie ist es doch echt verrückt. Es wirkt alles wie an der Nordseeküste und doch ist dies einige tausend Kilometer entfernt und dazu noch an einem See!

Da ich kein Strandhandtuch dabei habe, trete ich nach einer kleinen Pause den Rückweg an. Wieder vorbei an den unzähligen Häuserduplikaten, an denen jetzt einige Kinder ihre selbstgemachte Limonade verkaufen – wieder ein Punkt auf der „Ja – das gibt es wirklich so“ Liste abgehakt!

Auf halbem Wege muss ich wieder an der etwas merkwürdigen Bruderschaft vorbeieilen, ich möchte auf gar keinen Fall in irgendwelche Gespräche verwickelt werden oder in einer Diskussion geraten, die ich nicht führen will … Stattdessen widme ich mich lieber meiner Kamera und versuche noch einige schönen Aufnahmen zu machen – leider ist nur das Wetter nicht ganz optimal, aber Bewölkung passt eben zur Nordseeküste.

Am Auto angekommen beschließe ich mich noch einmal auf die Suche nach der Downtown zu machen, welche im Reiseführer besonders herausgehoben wurde, ich aber auf dem Hinweg nirgends entdecken konnte, geschweige denn, dass sie ausgeschildert war. Hier hat Google Maps ein ziemlich praktische Feature parat, es werden auf der Karte live die Hotspots angezeigt. Orte, an denen viel los ist, lassen sich so sehr schnell identifizieren. Und genau so finde ich dann auch die Downtown.

Wobei ich vielleicht nicht Downtown sagen sollte, sondern vielmehr Hafenviertel. Neben einer kleinen Einkaufsmeile stechen nämlich besonders die vielen Kanäle, gesäumt von Klappbrücken hervor. Und diese sind auch rege in Betrieb, fahren doch etliche Bötchen auf und ab. Umsäumt ist der Kanal von einer ziemlich neuen Promenade, an der sich die Bars, Cafés und Restaurants nur so tummeln.

Alles wirkt äußerst einladend und so lasse ich mich im Wings Etc. nieder. Ganz typisch für eine Chicken Wings Bar entscheide ich mich für einen Salat, immerhin noch mit Chicken on top! Dazu bestelle ich mir mein mittlerweile Lieblingsgetränk zum Kaloriensparen, ungesüßten Eistee. Für diesen scheine ich im richtigen Bundesstaat zu wohnen, immer wieder höre ich von Kollegen, wie es eigentlich sein kann, dass es hier nur ungesüßten Eistee gibt.

Ich freue mich hingegen, dass eben dem Wasser (welches aber, wenn es so gekühlt ist, besonders stark nach Chlor schmeckt) noch ein anderes, kalorienfreies Getränk existiert, welches sogar noch lecker schmeckt!

 

Nach dem wirklich leckeren Salat mach ich mich auf den Heimweg. Da zwischenzeitlich Julian angerufen hatte, ich aber gerade beim Essen war, rufe ich ihn aus dem Auto zurück. Aus dem kleinen Rückruf wird letztlich ein Gespräch, welches sich über die ganze Rückfahrt zieht.

Da ich mit Julian noch gar keine Room-Tour gemacht habe, entwickelt sich der Anruf im Verlauf noch zu einem Videocall mit Wohnungsführung … äußerst praktisch, wenn nicht alle um 9 ins Bett gehen und man noch trotzt Zeitverschiebung am Abend telefonieren kann 🙂

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